Auszug aus: "800 Jahre Ruppertshofen Streiflichter aus der geschichtlichen Vergangenheit" von Ellen Stein, teilweise gekürzt und ergänzt
Wie schon im Vorwort beschrieben, ist die erste urkundliche Aufzeichnung im Jahre 1198 benannt. Eine Schenkungsurkunde (in lateinischer Schrift) durch eine Gräfin von Nassau an das Kloster Arnstein belegt dieses Datum. Ebenfalls Erwähnung findet auf dieser Schenkungsurkunde ein Pfarrer namens Rudolfus, Pfarrer von Rupretheshoben (erster erwähnter Name von 1198), welcher als Zeuge benannt wird.
Somit kann man davon ausgehen, dass Ruppertshofen in Wirklichkeit älter ist, weil Kirche und Pfarrer schon bestanden. Damit rückte der Ort aus dem Dunkel der Vergangenheit in das Licht der Geschichte.
Die Ortsnamen der Gemeinde Ruppertshofen sind:
● Ruprehteshoben | 1198 |
● Rupretishoven | um 1250 |
● Rupreidishobin | 1274 |
● Ruprechtshoven | 1314 |
● Roperßhaben | um 1520 |
● Rupertshoven | um 1590 |
● Ruppertshofen | bis heute |
Die Ortsnamen die auf -hofen enden, treten häufig im altbesiedelten Gebiet des Mühlbaches auf und liegen im Halbkreis um das Miehlener Becken wie an den umliegenden Orten um Ruppertshofen zu erkennen ist.
Damals sprach man auch nicht vom Taunus, sondern von einem Gau-Einrich oder vom Einrichgau. Es gibt auch eine andere Deutung die einleuchtend ist: Einrich heißt "ein Reich". Die Grenzen eines Einrichgaus entsprachen ungefähr einem Gebiet zwischen Rhein-Lahn-Aar und Wisper. Der Ort Marienfels wird als Hauptort angesehen.
Der Einrichgau, also auch Ruppertshofen, standen unter der Führung der Arnsteiner Grafen (etwa um das Jahr 1000).
Ein Vogt vom Kloster Prüm namens Diether kam dann an den Rhein nach St. Goar um in Einrich Land zu erwerben. Er war ein Vorfahre derer von Katzenelnbogen. Um 1138 trug man den Titel Graf von Katzenelnbogen. Der Aufstieg dieser benannten Personen beginnt.
Im 12. und 13. Jahrhundert bauten die Grafen von Katzenelnbogen systematisch auf und aus und knüpften u.a. auch Kontakte zum Erzbistum Mainz.
In der 2. Hälfte des 12. Jahrhunderts erwarben sie auch die Hälfte der Einrichgaugrafschaft der Grafen von Arnstein dazu und somit war der Grundstock zur späteren Grafschaft Katzenelnbogen gelegt. Was dieses alles mit Ruppertshofen zu tun hat, jetzt noch mal in Kurzform.
Die Grafen von Katzenelnbogen standen in enger Verbindung mit der Kirche. Oft waren sie mit Erzbischhöfen und Abten von Klöstern verwandt bzw. gut befreundet. Die Vertreter der Kirchen versuchten durch Lehen die weltlichen Herren (Grafen) an sich zu binden. So war Ruppertshofen ein Lehen der Mainzer Erzbischhöfe an die Grafen von Katzenelnbogen, wie eine Urkunde aus dem Jahre 1314 belegt.
Eine Urkunde aus dem Jahre 1464 zeigte was eine Leibeigenschaft für die Betroffenen zu bedeuten hatte.
Die noch vorhandenen Urkunden zeigen in der zeitlichen Reihenfolge von Juni 1274 bis Oktober 1475 die Lehen und Abgaben von Ruppertshofen auf.
In Ruppertshofen gab es ein großes Hofgut mit 29,67 ha und ein kleines Hofgut mit 31,16 ha. Eigenartig ist, dass das "kleinere" Hofgut das "größere" war. Aber das war bedingt durch die herrschaftlichen Hofgutbesitzer.
Für Ruppertshofen sind zwei Lehensträger nachgewiesen. Die Namen und Einnahmen von diesen Höfen sind durch Kellerrechnungen belegt.
Um 1260 wurden durch die Grafen von Katzenelnbogen Güter und Gaue geteilt. Die Brüder Diether und Eberhard stimmten der Teilung zu. Diether erhält Ruppertshofen. Durch Konflikte und Streitereien teilen die Söhne von Diether um 1300 erneut. Ruppertshofen und Nastätten bleiben im Besitz von Diether. Durch Heirat fallen die beiderseitigen Rechte wieder in eine Hand, somit war Ruppertshofen auch wieder vereint.
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Die einzelnen Grafenhäuser versuchten ihr Territorium zu festigen und zu erweitern. Diesem Zusammenhang ist es zu erklären, dass Graf Wilhelm von Katzenelnbogen im Jahre 1364 für Ruppertshofen durch Kaiser Karl IV die Stadtrechte erwerben konnte. Die Urkunde liegt vor und trägt das Datum: Breslau, 07. Oktober 1364.
Die einzelnen Gaue wurden in Centen (Hunderten) eingeteilt und erhielten auch Centgerichte. Bereits 1262 hatte Ruppertshofen ein eigenes Centgericht, welches nach dem Muster eines Gaugerichtes funktionierte. An der Spitze stand ein vom Landesherrn ernannter Schultheiß. Durch Heirat und anderer Konflikte kam Ruppertshofen in den Besitz des Schwiegersohnes, des Langrafen Heinrich von Hessen-Kassel. Durch Einsprüche gegen diese Erbschaft kam es zu Zankereien zwischen den beiden Häusern, welche fast 78 Jahre dauerte und mit einem Vergleich (Geldabfindung) beendet wurde und somit die Grafschaft hessisch blieb. Die hessischen Gebiete waren in Ämter eingeteilt und die Namen nach Burgen benannt, z.B. Rheinfels, Reichenberg, Hohenstein usw. Unter anderem gehörten die umliegenden Orte, Ruppertshofen mit eingeschlossen, zum Amt Reichenberg. Somit gehörte die Grafschaft von 1479 bis 1626 zu Hessen-Kassel.
Nach dem Wiener Kongreß wurden die Nassauischen Lande zum Herzogtum erhoben. Weitere Ausführungen wie z.B. "Die Belagerung von Kaub, Einführung der Reformation und der 30-jährige Krieg" sind in der Broschüre "800 Jahre Ruppertshofen" nachzulesen.
Im Jahre 1866 endete die Herrschaft vom Herzogtum Nassau-Weilburg und Ruppertshofen bekam einen neuen Oberherrn, den König von Preußen.
Interessant waren auch die Spannungen zwischen Österreich und Preußen. Es kam zum Krieg und der anschließende Friedensvertrag regelte, dass Hessen in das Königreich Preußen eingegliedert wurde und so kamen die noch damals feindlichen preußischen Patrouillen nach Ruppertshofen. Vom 06. - 12. September 1866 waren in Ruppertshofen ca. 600 Einquartierungen. Als der Krieg zu Ende war, wurde am 11.11.1866 in der gesamen Monarchie ein Friedensfest gefeiert.
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Lehrer Philipp Pfeifer muß in den Jahren 1875 bis 1880 und darüber hinaus den Tod vieler Kinder beklagen. Der Scharlach brach aus. Gleich anfangs forderte diese Krankheit drei Opfer. Sie starben nach fürchterlichen Leiden. (Unsere heutigen Antbiotika kannte man nicht).
Es waren:
Im Jahre 1882 wurde in Ruppertshofen eine Korbflechtschule errichtet um den Leuten eine Verdienstmöglichkeit zu geben. Es wurden aus Weideruten Körbe hergestellt und verkauft.
Als das Gebäude nicht mehr als Werkstatt genutzt wurde, wurde es zum Rathaus und im oberen Stock eine Wohnung eingerichtet. Im unteren Stock gab es ein Dienstzimmer des Bürgermeisters und einen Sitzungssaal. Wegen Baufälligkeit wurde das Gebäude dann im Frühjahr 1984 abgerissen.
Im September 1905 fand ein großes Kaisermanöver statt. Ein Gedenkstein und eine Eiche erinnern noch heute daran. Heute stehen diese auf einem Privatgrundstück.
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In den Jahren 1907 bis 1909 wurde mit dem Bau einer neuen Wasserleitung begonnen. Das Wasser wurde im Wiesengrund „Sayen“ gesucht und auch genügend gefunden. Für die damalige Lehrersfamilie wurde das Wasser in die Küche geleitet (sonst gab es keines im Haus), für die Schulkinder in den Hof. Der Sommer 1921 muß so trocken gewesen sein, daß nur an einem Tag in der Woche das Wasser lief.
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Am 24. Feb. 1885 brach nachmittags gegen drei Uhr auf der der Nordseite der Schule gegenüberliegenden Hofraithe plötzlich ein mächtiges Feuer aus. Eine mächtige Feuersäule schlug aus dem Tagloch der Scheune heraus. Daß die Schule unversehrt blieb, ist nur dem Umstand zu verdanken, daß der Wind die Flammen in eine andere Richtung trieb. Über die Ursachen des Brandes erfuhr man nichts.
Am 8. April, nach der Fütterungszeit abends, brannte die Scheune des Wilhelm Bettendorf. Scheune nebst Inhalt wurden ein Raub der Flammen.
Am 1. Februar 1907 zwischen neun und zehn Uhr erscholl das Feuerhorn. Es brannte in der Scheune des Gemeinderechners Karl Saueressig. Rasch griff das Feuer auf die zwei anliegenden Viehställe über. Das Vieh wurde mit knapper Not gerettet. Scheune und Stallungen, die erst vor zwei Jahren erbaut worden waren, brannten nieder. Man vermutet Brandstiftung. Um angeblich ein Weiterlaufen des Feuers zu verhindern, wurde das Wohnhaus des Wilhelm Stein, das neben den niedergebrannten Gebäuden stand, abgerissen. Dabei verletzte sich ein Feuerwehrmann aus Bogel schwer. Ihm ist die Abdeckplatte vom Schornstein auf den Kopf gefallen, sodaß das Nasenbein zertrümmert wurde.
Ein furchtbares Unwetter zog im Mai 1911 über die Gegend. Der Blitz schlug in die neue Scheune des Karl Hartung in Kasdorf ein.
Am 3. Juli des gleichen Jahres schlug der Blitz in den Viehstall des Wilhelm Opel von hier ein. Drei Kühe kamen dabei um. 1932 wurden die Bewohner des Ortes in den frühen Morgenstunden eines Maitages durch die Feuerglocke aus dem Schlaf gerissen. Die Scheune des Landwirts Zeilinger stand in hellen Flammen. Es galt vor allen Dingen die benachbarte Pfarrscheune und das Pfarrhaus zu schützen. Der Feuerwehr gelang es, die schon brennende Giebelwand der Pfarrscheune völlig zu löschen. Auch hier half die Feuerwehr von Bogel.
Nochmals mußte die Feuerwehr bei einem Großbrand eingreifen. Bei den Landwirten Oswald Ebelshäuser und Robert Sauereßig brannten in der Nacht vom 9. zum 10. Juli 1959 die Scheunen und Teile der Ställe ab. Als Brandursache wurde bei dem Landwirt Sauereßig Selbstentzündung des gelagerten Heues festgestellt. Von dort griff das Feuer auf die Scheune des Landwirts Ebelshäuser über. Diesem verbrannten sämtliche Hühner. Das Großvieh sowie die Schweine konnten gerettet
werden. Beim Landwirt Sauereßig wurde zur Rettung der Tiere eine Mistluke vergrößert. Dabei stürzte ein Stück Großvieh ab und hat sich das Rückgrat gebrochen, sodaß es notgeschlachtet werden mußte.
Und noch einmal mußte die Feuerwehr ausrücken.
Das jetzige Dorfgemeinschaftshaus war von 1961-1968 Schule. Von 1969-1973 war eine Kleiderfabrik in den Räumen untergebracht. An Pfingsten 1973 brach plötzlich Feuer im Gebäude aus. Durch den schnellen Einsatz der Feuerwehr konnte größerer Schaden verhindert werden. Ab 1975 wurde ein neues Gerätehaus für die Feuerwehr an das Gemeindehaus angebaut.
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In der Schulchronik findet man im Jahre 1874 folgende Schülerstatistik:
Die Schule wurde besucht von
37 Knaben
53 Mädchen
90 Kinder
aus Ruppertshofen 67 Kinder
aus Endlichhofen 23 Kinder
zusammen 90 Kinder
davon katholisch 1
evangelisch 75
jüdisch 14
Im Jahre 1903 baten die hiesigen Juden die Gemeinde den Schulsaal für jüdischen Unterricht benutzen zu dürfen. Dies wurde ihnen gestattet. An jedem Sonntagnachmittag fand ab diesem Zeitpunkt jüdischer Unterricht für die Kinder statt. Der Lehrer mußte das Holz für die zusätzliche Feuerung selbst stellen. Er bekam jedoch jährlich 9 Mark dafür vergütet.
Wie Paul Arnsberg in seinem Buch: „Die jüdischen Gemeinden in Hessen“ schreibt, lebten bereits um die Mitte des 17. Jh. einzelne Juden hier. Es soll allerdings eine zahlenmäßig recht kleine jüdische Gemeinde gewesen sein. 1822 kamen auch die Juden aus Niederwallmenach hierher zum Gottesdienst. Da diese gerne ihren eigenen Gottesdienst gehabt hätten, war der Gottesdienst hier gefährdet, weil die religionsgesetzlich vorgeschriebene Mindestzahl von 10 männlichen Erwachsenen nicht mehr gewährleistet war. Um 1841 hielten die Juden von Niederwallmenach mit den Juden von Bornich ihren Gottesdienst im Betsaal in Bornich ab. Dann aber, um 1867, wollten die Niederwallmenacher Juden wieder nach Ruppertshofen zur Synagoge gehen, weil der Weg hierher kürzer war.
Die Synagoge befand sich in der Miehlener Straße auf dem heutigen Grundstück der Familie Zorn. Die Fenster waren aus buntem Glas gestaltet, in dieser Zeit etwas besonderes. Nach den Kriegswirren fand kein Gottesdienst mehr darin statt. Das Gebäude wurde als Lagerraum benutzt und in den Jahren 1953/54 abgerissen.
Der zuständige Friedhof für die Juden befand sich in Bornich. Die jüdische Trauergemeinde begleitete den Verstorbenen bis zum ersten Wasserlauf, dann kehrte sie um. Dies war in der Regel zwischen Haus Stein und Müller. Der eisenbereifte Leichenwagen fuhr mit dem Kutscher nach Bornich weiter.
In den Jahren 1949/1950 wurden in Ruppertshofen Felder und Wiesen konsoltiert (Flurbereinigung), auch wurde damals schon eine Ortsumgehung durchgeführt (heutige Allee südwestlich) von Kasdorf nach Bogel fahrend.
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,,Die anhaltende wirtschaftliche Krise, die nach der Arbeiterschaft 1932 schon lange auch die bürgerliche Mittelschicht, die Handwerker, Geschäftsleute, Beamten und Angestellten, in Mitleidenschaft gezogen hatte, löste eine nie gekannte Radikalisierung der Betroffenen aus, die in eine politische Wende einmündete. Das vermeintliche Versagen und die augenscheinliche Hilflosigkeit gegenüber dem Elend auf seiten der staatstragenden Parteien der Weimarer Republik, der SPD und des Zentrums, steigerte die Unzufriedenheit und trieb viele auf die Straße."
Das war der Nährboden, auf dem die NSDAP gedeihen konnte. Ihren größten Triumpf feierte sie bei der Wahl vom 31. Juli 1932. Auch in vielen Städten und Gemeinden des Rhein - Lahn - Kreises ging sie als stärkste Partei hervor. In vielen Orten erhielt sie die absolute Mehrheit.
Diese nationalsozialistische Revolution brachte auch in Ruppertshofen einen Umschwung zu dieser Seite hin. Mehrere junge Männer meldeten sich bei der NSDAP an. Sogleich traten auch einige Einwohner in diese Partei ein. Es bildete sich eine Jungvolkgruppe, die aus Schülern im Alter von 10 bis 15 Jahren bestand. Die schulentlassenen Jungen im Alter von 15 bis 18 Jahren wurden in der Hitlerjugend gesammelt. Diese kommt zweimal in der Woche zusammen zum Schulungsabend. Die Mädchen der letzten Schuljahre und die schulentlassenen Mädchen schlossen sich zum Bund deutscher Mädchen (BdM) zusammen. Die früher hier bestandene Bauernschaft wurde aufgelöst. Alle Bauern mußten dem Landbund beitreten.
Der Anordnung der Reichsregierung, an jedem ersten Sonntag im Monat ein Eintopfgericht zugunsten des Winterhilfswerkes einzurichten und den ersparten Betrag dem Winterhilfswerk zufließen zu lassen, wurde auch hier nachgekommen.
Wie diese so schlimme Zeit weiterging, sei hier nur in Stichworten angedeutet.
Auch in Ruppertshofen forderte der 2. Weltkrieg seine Opfer. Diese Namen finden wir, wie auch die Namen der Gefallenen aus dem 1. Weltkrieg, auf dem Ehrenmal.
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Die Anfänge von christlichem Leben in unserer Gegend reichen weit vor die erste urkundliche Erwähnung von 1198 zurück. Um das Jahr 550 wird als erster christlicher Sendbote hier am Rhein ein Gowar genannt. Er hat die Botschaft von Jesus Christus verkündet. Diese Botschaft wurde vermutlich von seinen Schülern in die Waldtäler und auf die Taunushöhen weitergetragen. So mag auch das Christentum zu uns gekommen sein.
Ruppertshofen war, wie vorne öfters erwähnt, im frühen Mittelalter Lehen der Mainzer Erzbischöfe und gehörte zum Landkapitel Marienfels. Verschiedene Tatsachen belegen, daß unsere Kirche eine sehr alte ist.
Das Patronat über die Kirche zu Ruppertshofen stand den Grafen von Katzenelnbogen, später den Grafen von Hessen zu. Unsere Kirche war 1344 und Ende des 15. Jh. dem heiligen Martin geweiht. Wie andere alte Martinskirchen am Mittelrhein war diese wohl eine Gründung der Merowingerkänige, die diesen Heiligen besonders verehrten. Zum damaligen Kirchspiel Ruppertshofen gehörten wahrscheinlich die Orte Gemmerich, Himmighofen, Pissighofen (Hainau), Auel, Bogel, Oelsberg, Kasdorf und Endlichhofen. Diese Frage hätte sich durch die Kirchenchronik klären lassen, die aber nicht zur Verfügung stand. „Das hohe Alter der Kirche zu Ruppertshofen beweist nicht nur ihr Baustil, sondern auch der Umstand, daß ihr Fundament heute nahezu einen Meter tiefer unter der Erdoberfläche liegt als früher. Die Kirche besteht aus drei Gebäuden von verschiedenem Alter, die sich deutlich voneinander abheben. Am jüngsten ist allem Anschein nach der Turm, am ältesten das Mittelschiff mit seinem Arkadenbogen, die Bauart der alten Fenster und die Schießscharten im Turm beweisen, daß die Kirche in der ehemaligen Stadt und Festung Ruppertshofen die Stelle einer Zitadelle einnahm. Im laufe der letzten Jahrhunderte hat sie verschiedene bauliche Veränderungen erfahren, die ihr nicht zum Vorteil gereichten. Der Turm, der früher 5 Spitzen trug, wurde 1826 mit einem helmartigen Aufsatz versehen. Früher schon wurden die beiden alten Seitenschiffe niedergelegt. Am meisten wurde das architektonische Ebenmaß gestört durch die Einfügung von einer Anzahl neuer Fenster, die nach und nach ohne Rücksicht auf Symmetrie und Architektonik dem jeweiligen Lichtbedürfnis Rechnung tragend, eingebaut wurden. Das schöne Chorgewölbe, welches ehedem das Innere der Kirche zierte, mußte schwinden, als im Jahre 1749 die Kirche zum ersten Mal mit einer Orgel versehen wurde. Immerhin macht die Kirche aber, mit ihrem schönen Vorplatz einen imposanten und malerischen Eindruck, welcher dem Geschmack unserer Vorfahren ein rühmliches Zeugnis ausstellt.“
In dem Kirchturm hingen früher zwei Glocken. Die größere hatte einen Durchmesser von 1,02 m und war 658 kg schwer. Sie trug eine Inschrift, die bis auf das Wort Maria und die Jahreszahl 1371 nicht zu entziffern war. Der Durchmesser der zweiten Glocke war 90 cm. Sie war 450 kg schwer. Sie trägt die Worte Matthias, Johannes, Lucas, Marcus heißen ich. Pfingsten 1921 wurde eine neue Glocke eingeweiht, weil die gesprungene alte Glocke (welche?) ihren Dienst nicht mehr verrichten konnte. Die Marienglocke muß zeitweise verschwunden gewesen sein. In einem Zeitungsartikel heißt es: „Groß war die Freude der Bewohner des Dorfes und der des Kirchspiels über das Wiederauffinden der altehrwürdigen und herrlich klingenden Marienglocke. Im Hamburger Hafen fand man sie. Am 31. März 1948 konnte sie wieder in dem Turm der Kirche ihren Platz finden."
Im Jahre 1749 wurde die erste Orgel in der hiesigen Kirche eingebaut. Im Jahre 1895 schreibt der Lehrer in der Schulchronik folgendes: „Die alte Orgel hatte also beinahe 1 ½ Jahrhunderte Lust und Leid der Kirchengemeinde mit ihren Tönen begleitet. Aber jetzt war sie alt und schwach geworden. Wenn man sich auch ungern von etwas Liebgewordenen trennt, so mußte man doch an eine Änderung denken, da ihr gar manchmal die Stimme vollständig versagte. Im Frühling wurde daher die Herstellung einer neuen Orgel mit drei Registern mehr an den Orgelbauer Roßmann übertragen. Am 18. Sept. wurde die neue Orgel eingeweiht.“
Nach der preußischen Zeit wurden 1867 Kreise gebildet und unser Ort kam zum Unterlahnkreis mit dem Sitz in Diez. 1885 wurde der Kreis St.Goarshausen gebildet, dem Ruppertshofen zugeteilt wurde. 1946 wurde Rheinland-Pfalz gegründet. Der Kreis St.Goarshausen wird in Loreleykreis umbenannt (1962). Seit 1969 gehören wir zum Rhein-Lahn-Kreis mit der Kreisstadt Bad Ems und seit 1972 gibt es die Verbandsgemeinde Nastätten.
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In der Schulchronik von Ruppertshofen steht vom Jahre 1820 folgende Eintragung:
„Wann das erste Schulhaus erbaut worden und wo solches gestanden ist unbekannt. Das jetzige ist im Jahre 1699 erbaut worden, wie die über der Haustür eingeschnitzte feine Jahreszahl zeigt."
Ruppertshofen hatte also schon zu sehr früher Zeit eine eigene Schule. Die ersten Lehrer, welche die Kirchenbücher erwähnen, waren:
Während der Dienstzeit des Johann Raidt (ab 1765) wurde die Sommerschule angeordnet und zugleich bestimmt, daß dafür ein Drittel des Winterschulgeldes bezahlt werden sollte. Da aber kein Winterschulgeld bezahlt wurde, sondern der Lehrer 45 Gulden von der Kirche erhielt, kam es zu einem Prozeß. Man einigte sich, daß für jedes schulpflichtige Kind neun Kreuzer entrichtet werden mußten.
Einen anderen Prozeß gab es mit der Gemeinde Oelsberg, die damals zum Schulverband Ruppertshofen gehörte. Die Oelsberger sollten für jedes schulpflichtige Kind einen Karren Holz nach Ruppertshofen liefern. Dies hatten sie bis dato nicht getan.
Das Lehrzimmer befand sich im 1. Stock und war mit gewöhnlichen Tischen, Bänken und einer Rechentafel versehen. Der Unterricht erstreckte sich über Religion, Lesen, Schreiben, Rechnen und Singen. Als Lehrbücher waren eingeführt: die Bibel, das hessische Gesangbuch, Luthers kleiner Kateschismus und das Verstandesbuch. Die Winterschule dauerte von Michaeli bis Ostern. In dieser Zeit wurde 3 Stunden vormittags und drei Stunden nachmittags Unterricht erteilt. Was dies für die Kinder aus „Pissighofen“ bedeutete, die täglich bei Wind und Wetter viermal die Strecke zu Fuß gehen mußten, kann sich jeder selbst ausmalen. Die Sommerschule begann in der Woche nach Ostern und endete am Johannistag. Bis zum Jahre 1818 gehörten zum hiesigen Schulverband die Orte Ruppertshofen, Bogel, Oelsberg, Endlichhofen, Pissighofen und Kasdorf. Dieser alte Schulverband wurde aufgelöst. Nur noch Endlichhofen blieb bei Ruppertshofen.
Im Jahre 1821 wurde das Dach des Schulhauses, welches mit Stroh gedeckt war, auf der Vorderseite mit Schiefer belegt. 1838 muß das Schulhaus sehr baufällig gewesen sein. In den Dachsparren war der Holzwurm, die Schwellen waren faul und das Dachstroh lag ungebraucht herum. Es wurden aber neue Fenster eingesetzt.
Auf Betreiben des damaligen Bürgermeisters Wagner wurde im Jahre 1859/60 die Consolidation der Gemarkung in Angriff genommen. Es fehlten in den Feldern und Wiesen sämtliche Grenzsteine. Wegen des „Mein und Dein“ soll es zu Exzessen und Schlägereien gekommen sein. Der Chronist: Solche Zustände sind nicht geeignet, die sittliche Ordnung der Jugend (...) zu fördern. 1861 wurde nach einem Gutachten der Bauverwaltung der Neubau eines Schulhauses von der Herzoglichen Landesregierung befohlen.
Die Gemeinde kaufte die Hofreithe des Isaak Blumenthal. Nachdem dieser seine Wohnung verlassen hatte, ging der Besitz in Gemeindeeigentum über. Auch der Garten und die Futterwiesen bei der neuen Hofreithe gehörten künftig der Schule. Im Frühjahr 1872 wurde mit dem Neubau begonnen und am 10. August 1873 fand die Einweihung statt.
Der Lehrer beklagt, daß die im Schulkeller entspringende Quelle der Schule entführt und als Ortsbrunnen benutzt wurde. Am 14 Aug. 1873 standen sich Lehrer und Schüler zum ersten Male im neuen Schulhaus von Angesicht zu Angesicht zum Zwecke des Unterrichts gegenüber.
Fast 90 Jahre wurden in ihr die Schüler unterrichtet. Dann genügte auch sie den Anforderungen nicht mehr. Die Familie Kaspar kaufte das Gebäude mit dem dazugehörenden Grundstück. Das heutige Dorfgemeinschaftshaus wurde Anfang der 60er Jahre gebaut und diente von 1961 - 1968 als Schule für Ruppertshofen und Endlichhofen.
Bis 1968 unterrichteten zwei Lehrkräfte die Kinder aus den beiden oben genannten Orten. Dann entstanden die Mittelpunktschulen. Die Kinder wurden ab diesem Jahr mit Bussen nach Miehlen gefahren. Dies ist bis zum heutigen Zeitpunkt noch so geblieben.
Lange stand das Gebäude nicht leer. Von 1969 bis 1973 war eine Kleiderfabrik in der ehemaligen Schule untergebracht bis Pfingsten 1973 ein Feuer ausbrach, welches aber schnell gelöscht wurde. Ab 1974 diente das Haus als Dorfgemeinschaftshaus.
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Vielen Ruppertshöfer Bürgern ist die (bereits verstorbene) Hilda Wolf noch in Erinnerung. Die sie kannten, werden sciherlich wissen, daß sie gerne gedichtet hat. Leider hat sie nichts aufgeschrieben. Jedoch sind ihre Verse nicht verlorengegangen. Nach mündlicher Überlieferung wurden sie von Christa Rammersbach zur Verfügung gestellt.
Ernte
Am Friedhof linker Hand
lag damals Laubachs Adolf
sein großes Kartoffelland.
Beim Adolf zog das Pferd den Wagen,
mußte sich mit dem Roder plagen.
Gebückt gingen die Ernter hinterher,
trugen an vollen Körben schwer.
Langsam ging es Schritt für Schritt,
alle Kartoffeln mußten mit.
Reihe für Reihe wurde aufgemacht,
ans Ausruhen wurde nicht gedacht.
Doch kurze Zeit man stille steht,
eine Gedenkpause wurde eingelegt.
Alle schauten dem Trauerzug zu,
als man den alten Simon
trug zur letzten Ruh.
Kaiserliche Bedürfnisse
Der Kaiserin hats im Ländche gefalle,
sonst hätte se wahrscheinlich net hier gehalle.
Irgendwo unterwegs sie hat gegesse gut,
es gab alles, es war keine Not.
Sie fuhr dann im Ort herum,
doch in Kaiserins Bauch gabs ein Gebrumm.
Der Druck wird schlimmer, der Druck wird groß.
Ach hätt die Kaiserin einen Abtritt bloß!
An Marieches Haus hält der Kutscher still.
Er weiß daß die Herrin was dringendes will.
Sie ging in Marieches hinein, sehr flott.
Ein Nachttopf machte ein Ende der Not.
Dieser wurde nämlich der Kaiserin gereicht.
Das waren noch Zeiten, ihr Leut!
Neugier
Passiert ist es vor lange Joahr,
der Kaiser in Ruppertshofe woar.
Kippels alt Oma, die Annelies,
immer sehr neugierig gewese is.
Für die Lies und alle ne Augenweide
waren Zofe und Kaiserin im besten Kleide.
Die Kutsch kommt an de Lies vorbei,
da ruft se laut, macht fast Geschrei:
,,Ihr seid zu zweit in der Kutsche drin,
wer von euch ist denn die Kaiserin?"
Diese stand auf und rief winkend den Leuten zu:
,,Damit ihr es alle wißt, ich bin's."
Da hatte die Lies ihre Ruh.
geschrieben von Emil Reitershan (1951)
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